Die Idee entstand schon 2022 während eines Krankenhausaufenthaltes meiner Tochter. Auf die Insel wollten wir schon immer mal und der MIUT Madeira ist ja geradezu eine Ikone unter den Trailläufen.
Die Teilnahme am MIUT 2023 ist dann erstmal daran gescheitert, dass der Lauf immer binnen weniger Minuten nach Öffnung der Anmeldung ausverkauft ist und wer einige Tage zu spät dran waren. Aber neues Jahr, neues Glück. Anfang November 2023 saßen wir pünktlich zu Anmeldebeginn vor dem PC und konnten uns beide einen Startplatz für den MIUT 2024 sichern. Lenas Anmeldung über die 16K wurde sofort bestätigt, ich musste für die 42K in den folgenden Wochen noch ein Medical Certificate nachreichen.

Wir hatten uns beide dazu entscheiden, uns für (für uns) eher unüblich kurze Distanzen anzumelden, da wir geplant hatten eine Woche auf Madeira zu bleiben und die Insel auch rund um das Laufwochenende noch erforschen wollten. Das geht ohne Blasen und müde Beine einfach besser. Obwohl es dann doch noch üble Blasen gab, zumindest bei einem von uns, allerdings aus anderen Gründen.
Mit Distanzen von 16 bis 115K ist beim MIUT garantiert für jeden etwas dabei und der Lauf ist bekannt für großartige Ausblicke und abwechslungsreiche Wege. Und Treppen, viele Treppen. Schon bei unseren ausgedehnten Wanderungen an den Tagen vor dem Lauf waren wir sehr beeindruckt davon, wie grün die Insel ist. Überall dichte Vegetation und egal wohin man schaut, irgendetwas blüht immer. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den Lauf – und wir wurden nicht enttäuscht.

Die Anreise
Madeira selbst ist eine faszinierende Insel, die etwa 1.000 Kilometer südwestlich von Portugal mitten im Atlantischen Ozean liegt. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und zeichnet sich durch ihr bergiges Terrain und das milde Klima aus. Das ganze Jahr über blüht hier eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen, weshalb Madeira auch als „Blumeninsel“ bekannt ist. Eine der Hauptattraktionen sind die berühmten Levadas, ein Netz von Bewässerungskanälen, die Wanderer durch atemberaubende Landschaften führen. Die Levadas erstrecken sich über insgesamt etwa 2.500 Kilometer und bieten sowohl Einheimischen als auch Touristen eine wunderbare Möglichkeit, die Natur der Insel zu erleben.
Aber first things first. Am Mittwoch vor dem Rennwochenende ging es für mich von Salzburg über Frankfurt nach Funchal auf Madeira. Manche kennen den Flughafen von Madeira ja vielleicht von den spektakulären Landungen auf Youtube, meine latente Flugangst hat das jedenfalls leicht getriggert. Unerwartet sanft war dann die Landung auf der Blumeninsel.
Ich hatte vorab einen Mietwagen über Carwave gebucht, eine kleine Vater-und-Sohn-Leihwagenfirma in Funchal. Carlos jr. wartete direkt vorm Ausgang des Flughafens auf mich, drückte mir die Schlüssel des Seat Arona (mit genügend PS und Automatik, echt wichtig auf der Insel!) in die Hand und weg war er. Aber nicht ohne mir vorher noch eine Nachricht mit empfohlenen Restaurants und Bars sowie Ausflugszielen zu schicken. Das beste Mietauto-Erlebnis bisher jedenfalls. Ok, bei der Rückgabe am Abreisetag gab’s eine kleine Verzögerung, da der Junior am Vortag Geburtstag und wohl ordentlich gebechert hatte, aber Ende gut alles gut, sein Vater übernahm das Auto ähnlich problemlos zurück.
Als Hotel hatten wir uns wegen der Lage und dem eigenen Parkplatz das Hotel The Views Baía in Funchal ausgesucht. Nach einer kurzen Rast gibt es zurück zum Flughafen, wo meine Tochter einige Stunden nach mir aus Porto kommend landete.
Vor dem Rennen
Den Donnerstag und Freitag vor meinen Lauf nutzten wir, um erste Wanderungen zu machen. Ein Mietauto ist da wirklich zu empfehlen, auch wenn viele Strassen auf der Insel selbst für einen (im wahrsten Sinne) „Alpenerfahrenen“ eine kleine Herausforderung darstellen. Noch nie habe ich irgendwo so steile und enge Strassenabschnitte erlebt wie auf den Bergstrassen dort. In den bergseitigen gelegenen Vierteln der Hauptstadt fahren übrigens zu Bussen umgebaute LKWs, anders wären die steilen Strassen dort nicht zu bewältigen.
Die Abholung der Startnummer am Forum Machico war bestens organisiert und wir konnten schon einen Blick auf das mit Palmen gesäumte Zielgelände und den Zielbogen direkt am Strand werfen.

Der Renntag
Der Start über die 42K erfolgte am Samstag um 11 Uhr vormittags im Parque Monteiro in Monte, einem rund 550 Meter über dem Meer gelegenen Ortsteil an den Berghängen hinter der Inselhauptstadt Funchal. Es war also genug Zeit, um sich gemütlich am Hotelbuffet zu laben und dann mit den Shuttle über abenteuerliche Straßen (dabei waren wir noch immer in der Hauptstadt!) zum Start zu fahren.
Punkt 11:00 Uhr fiel der Startschuss und rund 700 Läuferinnen und Läufer machten sich auf den Weg auf die laut Ausschreibung 42 Kilometer lange Strecke mit 1700 positiven und 2200 negativen Höhenmetern.

Nach einigen Metern steiler Asphaltstraße zu Beginn ging ging es die folgenden neun Kilometer über wunderschöne Wege durch den Parque Ecológico do Funchal bis hinauf auf knapp 1500m ü.d.M. Teils auf schönen Trails, teils entlang der Levadas, der künstlich angelegten Kanäle, mit denen Wasser für die Landwirtschaft über die Insel transportiert wird. Im Naturschutzgebiet erinnern überall noch die zu weißen Skeletten verbrannten Bäume an die weitläufigen Waldbrände 2016.

Levadas sind die künstlichen Bewässerungskanäle auf Madeira, mit denen Wasser aus den bergigen Regionen zu landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen geleitet wird. Sie sind oft von Wanderwegen begleitet und bieten malerische Aussichten.
Wettermässig hatten wir an dem Tag wirklich Glück. Sehr kalt oder sehr heiss ist es auf Madeira ja kaum. Mit Nebel, Sonnenschein, Wind und etwas Regen hatten wir von allem etwas dabei und so wie man beim Lauf alle paar Kilometer das Gefühl hatte, in einer komplett anderen Landschaft zu sein, so konnten wir unterwegs auch unterschiedlichste Wetterbedingungen geniessen.

Die Verpflegungsstationen waren ausgezeichnet, da war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Zusätzlich hatte ich einige Gels und ein paar Näak Quetschis mit und meinen ersten Liter Wasser mit Tailwind angereichert. Durch den Start am späten Vormittag war es stellenweise dann schon recht warm, womit ich nicht so gut zurechtkomme, aber ich wollte die Strecke und die Landschaft ohnehin geniessen und mich nicht zu fertig machen. An den Folgetagen warteten ja noch einige Wanderungen auf uns.

Vom höchsten Punkt der Strecke ging es auf den nächsten 20km über Schafweiden, Levadawege, Singletrails und viele, viele weitere Stufen hinunter bis zum Meer nach Porto da Cruz, einem kleinem Ort im Nordosten Madeiras, wo am nächsten Morgen meine Tochter über die 16K Distanz starten würde und jetzt die letzte VP vor dem Finish auf uns wartete.

Unten am Meer war es noch einmal deutlich wärmer und das Angebot an der Verpflegung, vor allem die saftigen Orangenspalten, waren einfach zu verführerisch. Ich habe da eindeutig zu viele davon verdrückt, was zu einigen Magenprobleme am folgenden Aufstieg führte.
Aus Porto da Cruz führte uns die Route zuerst kurz am Meer entlang und dann sehr steil und über viele Betonstufen in der prallen Sonne rund 350hm hinauf zur Vereda de Larano, dem schönsten Teil der Strecke, einem 5-6km langen Trail entlang der steilen Nordküste.

Teils neben dem Weg steil abfallend, aber immer gut gesichert geht es etwa 300 Höhenmeter über dem Meer mit atemberaubenden Aussichten an der Küste entlang. So atemberaubend, dass ich glatt eine Wurzel übersehen habe und zwar ohne Sturz, aber mit zwei weiteren blauen Zehennägeln ins Ziel kam.

Etwa bei KM 37 zweigt der Weg am Aussichtspunkt Boca do Risco wieder nach Süden ab und führt die Läuferinnen und Läufer zuerst über einen steileren Downhill (und Stufen!) und dann entlang einer Levada direkt ins Ziel nach Machico, wo ich nach 6:50h direkt am Meer durch den Zielbogen laufen konnte.

Meine Tochter Lena startete dann am Sonntag morgen in Porto da Cruz und finishte ebenfalls erfolgreich – trotz zahlreicher übler Blasen, mit denen sie nach 9 Tagen am portugiesischen Jakobsweg direkt nach Madeira gereist war. Vielleicht nicht gerade das ideale Tapering, steigert aber zweifellos die Resilienz 🙂

Mit dem Start beim MIUT ist für uns beide ein kleiner Traum Realität geworden. Noch nie bin ich extra für ein Trail-Event so weit gereist und konnte in dieser Art von Landschaft laufen.
Auf jeden Fall war die Woche auf der Insel für uns beide viel zu schnell vorbei und wir konnten nur einen kleinen Teil der unglaublich vielfältigen Wanderwege erkunden. Aber vielleicht nächstes Jahr 🙂
MIUT Madeira Island Ultra Trail - 42K
42K, 1700/2200hm, Zielzeit 6:50:45
Strava: https://www.strava.com/activities/11277808197/overview